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Sonntag, 8. Januar 2012
SEHEN: Auf dem Markt
linlin1982, 15:57h
Tausende von Farben und Formen, Gerüchen und Geräuschen – mit allen Sinnen kann man Qingdao am besten auf einem Markt erleben. Alles kann man kaufen: duftende Kastanien, süßen Kuchen, knusprige Schweinefüße, weiße Yams-Wurzeln, Wasser spritzende Muscheln, lebende Tintenfische, frische Mantou in Dampfkörben (siehe unten).
Und von Märkten gibt es nicht wenige: Unser kleiner Jinmaiyuan-Markt. Der große Markt im geschäftigen Taidong-Viertel, wo wir Meeresfrüchte für den „Feuertopf“ kaufen und wo ich auf Zehenspitzen gehen muss, weil der Boden so glitschig ist.
Der Markt neben der katholischen Kirche, der sich eng an den Hang schmiegt und wo es freitags frisches Nan - Fladenbrot gibt: Jeder Markt hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Leben, seine ganz besonderen Menschen.
Auf dem kleinen Jinmaiyuan-Markt besucht Mr. X fast jeden Tag die Gemüsefrau, den Tofu-Onkel und die Schweinfleisch-Tante. Auf dem Markt gibt es nur einen Tofu-Onkel und eine Schweinfleisch-Tante. Aber viele Gemüsefrauen. Als Mr. X das erste Mal auf dem Markt war, ist er an den meisten Gemüseständen unentschlossen vorbeigestreift. Eine Gemüsefrau lächelte ihn plötzlich an und begrüßte ihn mit einem unaufdringlichen "Lai le". Seitdem geht Mr. X jedes Mal zu dieser Gemüsefrau und kauft kleine Gurken, Ingwer, Tomaten, grünen Rettich und anderes Gemüse.
Unsere Gemüsefrau ist jeden Tag dort an ihrem Stand, zusammen mit ihrem Mann, mindestens von neun bis neunzehn Uhr, von montags bis sonntags. Sie kommt aus einem Dorf und muss um die fünfzig Jahre alt sein. Wenn sie geistesabwesend in die Ferne blickt, sieht sie traurig aus. Sie hat zwei Söhne, 26 und 23. Zu viert wohnen sie in einem Zimmer, 12 Quadratmeter, für 80 Euro Miete im Monat. Sie beschweren sich über den hohen Preis. Sie fragt Mr. X und mich, wann wir Kinder haben wollen. Dann sagt sie, wir sollten bloß nicht so jung Kinder bekommen, sondern lieber das Leben genießen. Sie würde auch gerne das Leben genießen, aber das ginge nicht, weil ihre Söhne ja eine Wohnung bräuchten. Damit sie irgendwann mal heiraten können. Die Hälfte des Weges zur Erfüllung ihres Ziels haben sie schon geschafft – 10.000 Euro haben sie schon für eine 45 Quadratmeter-Wohnung in einem Vorort von Qingdao angezahlt, 25.000 Euro fehlen noch. Aber dann wäre da noch der jüngere Sohn… .
Und dann wäre da auch noch der kranke Neffe auf dem Land. Der braucht dringend Geld, um seine Krankenhauskosten zu begleichen. Die Gemüsefrau fragt uns, ob wir noch irgendwelche Hilfen oder Stiftungen kennen, die in diesem Fall helfen könnten. Das Rote Kreuz hätte dem kranken Neffen schon 1000 Euro gespendet, aber das Geld reiche hinten und vorne nicht… . Wir geben ihr den Tipp, es mit dem Fernsehen zu versuchen. Es gibt Sendungen, die extra für solche Fälle Geld sammeln. Sie sagt, sie hätte da schon angerufen, aber die nehmen nur Waisen.
Ein Ende der Plackerei ist nicht abzusehen für sie und ihren Mann. Träume können sie sich nicht leisten. Nur den Traum, dass ihre Söhne es einmal besser haben werden als sie selbst.
Und von Märkten gibt es nicht wenige: Unser kleiner Jinmaiyuan-Markt. Der große Markt im geschäftigen Taidong-Viertel, wo wir Meeresfrüchte für den „Feuertopf“ kaufen und wo ich auf Zehenspitzen gehen muss, weil der Boden so glitschig ist.
Der Markt neben der katholischen Kirche, der sich eng an den Hang schmiegt und wo es freitags frisches Nan - Fladenbrot gibt: Jeder Markt hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes Leben, seine ganz besonderen Menschen.
Auf dem kleinen Jinmaiyuan-Markt besucht Mr. X fast jeden Tag die Gemüsefrau, den Tofu-Onkel und die Schweinfleisch-Tante. Auf dem Markt gibt es nur einen Tofu-Onkel und eine Schweinfleisch-Tante. Aber viele Gemüsefrauen. Als Mr. X das erste Mal auf dem Markt war, ist er an den meisten Gemüseständen unentschlossen vorbeigestreift. Eine Gemüsefrau lächelte ihn plötzlich an und begrüßte ihn mit einem unaufdringlichen "Lai le". Seitdem geht Mr. X jedes Mal zu dieser Gemüsefrau und kauft kleine Gurken, Ingwer, Tomaten, grünen Rettich und anderes Gemüse.
Unsere Gemüsefrau ist jeden Tag dort an ihrem Stand, zusammen mit ihrem Mann, mindestens von neun bis neunzehn Uhr, von montags bis sonntags. Sie kommt aus einem Dorf und muss um die fünfzig Jahre alt sein. Wenn sie geistesabwesend in die Ferne blickt, sieht sie traurig aus. Sie hat zwei Söhne, 26 und 23. Zu viert wohnen sie in einem Zimmer, 12 Quadratmeter, für 80 Euro Miete im Monat. Sie beschweren sich über den hohen Preis. Sie fragt Mr. X und mich, wann wir Kinder haben wollen. Dann sagt sie, wir sollten bloß nicht so jung Kinder bekommen, sondern lieber das Leben genießen. Sie würde auch gerne das Leben genießen, aber das ginge nicht, weil ihre Söhne ja eine Wohnung bräuchten. Damit sie irgendwann mal heiraten können. Die Hälfte des Weges zur Erfüllung ihres Ziels haben sie schon geschafft – 10.000 Euro haben sie schon für eine 45 Quadratmeter-Wohnung in einem Vorort von Qingdao angezahlt, 25.000 Euro fehlen noch. Aber dann wäre da noch der jüngere Sohn… .
Und dann wäre da auch noch der kranke Neffe auf dem Land. Der braucht dringend Geld, um seine Krankenhauskosten zu begleichen. Die Gemüsefrau fragt uns, ob wir noch irgendwelche Hilfen oder Stiftungen kennen, die in diesem Fall helfen könnten. Das Rote Kreuz hätte dem kranken Neffen schon 1000 Euro gespendet, aber das Geld reiche hinten und vorne nicht… . Wir geben ihr den Tipp, es mit dem Fernsehen zu versuchen. Es gibt Sendungen, die extra für solche Fälle Geld sammeln. Sie sagt, sie hätte da schon angerufen, aber die nehmen nur Waisen.
Ein Ende der Plackerei ist nicht abzusehen für sie und ihren Mann. Träume können sie sich nicht leisten. Nur den Traum, dass ihre Söhne es einmal besser haben werden als sie selbst.
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